Berta Semler

Berta Semler

Angefangen hat es mit einem Gerücht, das mir zuerst durch den Pfarrer, später von verschiedenen Einwohnern zu Ohren kam: Es habe im Dorf eine Lehrerin gegeben, die in einem KZ gestorben sei. Akten darüber gab es im örtlichen Archiv keine. Dafür fand ich in den Wiedergutmachungsakten im Staatsarchiv Ludwigsburg aussagekräftige Zeugenbefragungen zum Geschehen im Jahr 1943. Persönliche Kontakte zu noch lebenden Verwandten fügten sich mit den Zeugenaussagen zu dem Bild einer unangepassten Frau, die durch Denunziation verurteilt, ihrer Stellung enthoben, inhaftiert und letztlich ums Leben kam. Zusammen mit einigen persönlichen Gegenstände und Briefen aus dem KZ Ravensbrück war diese amtliche Überlieferung Kern einer Ausstellung, die im Rathaus Großingersheim, der letzten Wirkungsstätte von Berta Semler als Lehrerin, gezeigt wurde.

Allein dadurch dass Licht in die Geschehnisse von damals gebracht wurde, das Schicksal von Berta Semler öffentlich gezeigt und diskutiert wurde, zeigte in der dörflichen Öffentlichkeit von Ingersheim und auch bei der weitläufigen Verwandtschaft heilsame Wirkung. Eine Nichte verstand zum ersten Mal das Schicksal ihrer Tante und konnte deren Wirksamkeit auf das Familienkollektiv einordnen. Ehemalige Schülerinnen befreiten sich von einem diffusen belastenden Schuldgefühl und sie kamen mit der Familie des Opfers ins Gespräch. Ein Jahr nach der Ausstellung beschloss der Gemeinderat einstimmig, eine Straße im Neubaugebiet nach Berta Semler zu benennen.

Realisation: Ausstellung im Rathaus Ingersheim, Vortrag

Auftraggeber: Gemeinde Ingersheim www.ingersheim.de

Partner: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung, Staatsarchiv Ludwigsburg, Pädagogische Hochschule Ludwigsburg